Luzerner Mordnacht (1343)
Am 25. Juli 1343 (oder in anderen Quellen: 1332/1333) fand in Luzern ein nächtlicher „Auflauf“ (ufflouff) statt — Anhänger der Herzogtum Österreich wollten angeblich die Stadt im Sinne von Habsburg übernehmen.
Der Stadtrat reagierte: Es wurden Sonderverbindungen von Bürgern untersagt, Opposition gegen die Eidgenossenschaft sanktioniert.
Interessant & kurios: Der Überfall bleibt in den Quellen unklar — die Geschichte wurde später stark ausgeschmückt (z. B. mit der Figur eines Knaben, der die Verschwörer belauschte).
Fazit: Es handelt sich um eine Mischung aus historischem Kern und Legende — dennoch eine markante Episode in Luzerns Geschichte.


Die Mordnacht von Luzern – Auf den Spuren der Rotärmel
Es war eine unruhige Zeit im Herzen der jungen Eidgenossenschaft. Luzern, einst ein kleines Klosterdorf am Ausfluss des Vierwaldstättersees, hatte sich dank seiner Lage am Gotthardpass zu einem aufstrebenden Handelsplatz entwickelt. Doch die Stadt stand zwischen zwei Welten: auf der einen Seite die alten Bindungen an das mächtige Haus Habsburg, auf der anderen Seite das neue Bündnis mit den Waldstätten – Uri, Schwyz und Unterwalden.
Luzern zwischen Kloster und Krone
Seit dem frühen 8. Jahrhundert stand hier das Kloster St. Leodegar im Hof. Rund um die Reussbrücke entstand ein geschäftiger Markt, geschützt von einer ersten Stadtmauer mit Türmen, Kapellbrücke und Wasserturm.
Als Rudolf I. von Habsburg 1291 Luzern kaufte, kam die Stadt unter österreichische Herrschaft. Doch die selbstbewussten Bürger wollten ihre Freiheit nicht verlieren – 1332 schlossen sie sich den Eidgenossen an. Dieser Schritt sollte die Geschichte der Schweiz verändern.
Doch nicht alle in Luzern waren glücklich darüber …
Die Nacht der Rotärmel
Unter den Bürgern lebten noch viele, die den Habsburgern treu ergeben waren. Man nannte sie die Rotärmel – nach den auffälligen roten Stoffstreifen, mit denen sie sich heimlich erkannten.
In einer dunklen Julinacht des Jahres 1343 (so will es die Sage) trafen sie sich unter dem Schwibbogen „unter der Egg“. Bewaffnet und voller Zorn wollten sie die Anhänger des neuen Bundes überfallen und Luzern wieder unter österreichische Kontrolle bringen.
Doch Gottes Fügung – so erzählt die Legende – ließ einen Jungen zur rechten Zeit am falschen Ort vorbeikommen.
Er hörte das Klirren der Waffen, die flüsternden Stimmen, die Pläne zum Verrat. Die Verschwörer entdeckten ihn, drohten ihm mit dem Tod und zwangen ihn zum Schweigen. Zittrig schwor er, niemandem etwas zu sagen – und floh.
🕯️ „O Ofen, Ofen!“ – Der Knabe, der Luzern rettete
Verängstigt irrte der Junge durch die nächtlichen Gassen, bis er Licht in einer Metzgerstube sah. Drinnen saßen Männer beim Wein. Er kroch hinter den warmen Ofen und rang mit seinem Gewissen. Schließlich flüsterte er:
„O Ofen, Ofen, dürft ich reden …“
Zuerst lachten die Männer. Doch als der Knabe zum dritten Mal ausrief:
„O Ofen, Ofen, ich darf’s keinem Menschen sagen – aber heut Nacht wollen sie Luzern verderben!“
da verstummte der Spott. Die Männer stürzten hinaus, alarmierten die Bürger, und bald war die ganze Stadt auf den Beinen. Die Rotärmel wurden überrascht, ihre Verschwörung zerschlagen.
Luzern war gerettet – dank dem Mut (oder der kindlichen Verzweiflung) eines einzigen Jungen.

🏛️ Von der Sage zur Macht
Ob die „Mordnacht“ wirklich so stattfand, bleibt ungewiss. Zeitgenössische Quellen sprechen eher von einem „Bürgerauflauf“ – einem Aufstand habsburgischer Sympathisanten, den der Rat niederschlug.
Doch die Geschichte der Rotärmel wurde zur Gründungslegende der freien Stadt Luzern.
Nur wenige Jahrzehnte später, 1386, besiegten die Luzerner mit den Eidgenossen bei Sempach das habsburgische Heer. Luzern wurde endgültig unabhängig und zum mächtigen Stadtstaat mit der Museggmauer als sichtbarem Symbol seines Aufstiegs.
Nachhall einer Nacht
Die Mordnacht von Luzern lebt bis heute weiter – in Chroniken, auf Theaterbühnen und in den engen Gassen der Altstadt, wo der Wind durch die alten Schwibbögen pfeift.
Man erzählt, dass man manchmal, spät in der Nacht, eine flüsternde Kinderstimme hört, die ruft:
„O Ofen, Ofen … darf ich reden?“
Und dann weiß man:
Die Rotärmel sind Geschichte – aber Luzerns Freiheitswille lebt.